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Ein Plädoyer

Ein Plädoyer für den offenen Unterricht

Wer im Fach Technisches Gestalten unterrichtet, kennt das Spannungsfeld gut: Auf der einen Seite sollen Kinder solide handwerkliche Grundlagen lernen – sorgfältiges Arbeiten, der richtige Umgang mit Werkzeugen, das Einhalten von Arbeitsschritten. Auf der anderen Seite wünschen wir uns aber auch, dass unsere Schülerinnen und Schüler kreativ werden, eigene Ideen entwickeln und selbstständig Lösungen finden.

Wie gelingt es, diesen Bogen zu spannen – zwischen Sicherheit und Freiheit, zwischen Technikvermittlung und Gestaltungsraum?

In diesem Beitrag geht es darum, warum offene Aufgaben im Werkunterricht mehr bewirken als reines Nachmachen – und welche Voraussetzungen es braucht, damit sie auch mit jüngeren Kindern gut funktionieren.

Warum „vormachen – nachmachen“ (anleitungsorientiert) nicht reicht:

  1. Begrenzter Denkraum
    Schüler*innen folgen einer Anleitung Schritt für Schritt, ohne eigene Entscheidungen treffen zu müssen. Dadurch wird die Problemlösekompetenz kaum gefordert oder gefördert.
  2. Geringe Eigenverantwortung
    Da das Ziel und der Weg dorthin schon vorgegeben sind, fehlt der Raum für Selbstorganisation, Initiative und kreative Lösungswege.
  3. Kaum Transferleistungen
    Beim Nachbauen bleibt das Wissen oft kontextgebunden. Die Schüler*innen lernen zwar den Umgang mit bestimmten Tools oder Techniken, aber nicht, wie sie diese kreativ oder situativ anwenden können.
  4. Motivation durch Selbstwirksamkeit fehlt
    Das Erfolgserlebnis beim Nachmachen ist oft geringer als bei Aufgaben, bei denen die Schüler*innen ihre eigene Lösung entwickeln durften. Es fehlt das Gefühl: „Ich habe selbst etwas erfunden.“

Warum „offene Aufgaben“ (wie problem- oder wettbewerbsorientiert) besser fürs Lernen sind:

  1. Fördern Kreativität und Divergenz
    Es gibt nicht nur die eine richtige Lösung. Das fördert innovatives Denken und das Austesten eigener Ideen.
  2. Erhöhen die Motivation
    Wenn Schüler*innen eigene Lösungswege entwickeln dürfen, steigt die intrinsische Motivation deutlich.
  3. Stärken 21st-Century Skills
    Offene Aufgaben fördern Kompetenzen wie Kollaboration, Kommunikation, kritisches Denken und Kreativität – genau das, was auch in der Arbeitswelt von morgen gefragt ist.
  4. Realitätsnähe
    Das Entwickeln eigener Ideen spiegelt viel eher echte Entwicklungs- und Gestaltungsprozesse wider, wie sie auch im Handwerk oder Design vorkommen.

Fazit I

Natürlich ist das Vermitteln von Technik und Methoden wichtig – aber wenn wir wollen, dass Schüler*innen wirklich denken lernen, dann brauchen sie offene Aufgaben. Dort geht es nicht nur um Handwerk, sondern um Problemlösung, Verantwortung und eigene Ideen. Genau das brauchen junge Menschen – nicht nur in der Schule.

Herausforderungen und Spannungsfelder bei offenen Aufgaben

Offener Unterricht ist kein Selbstläufer – besonders nicht mit 8–15-jährigen Schüler*innen, die in ihrer Selbstständigkeit, ihrem Vorwissen und ihren praktischen Fähigkeiten sehr unterschiedlich sind. Während einige mit Begeisterung loslegen, fehlt anderen das Vorwissen, die Vorstellungskraft oder das Vertrauen in die eigenen Ideen.

  1. Überforderung durch zu viel Freiheit
    Wenn Kinder nicht wissen, wo sie anfangen sollen oder keine Ideen haben, entsteht schnell Frust. Besonders Jüngere brauchen klare Strukturen und Zwischenschritte, auch wenn die Aufgabe offen ist.
    Spannung: Freiheit vs. Orientierung
  2. Unklare Ziele – was ist „richtig“?
    Ohne ein gemeinsames Verständnis davon, was Qualität ist, kann eine offene Aufgabe zu Unklarheit und Beliebigkeit führen – oder zur Angst, etwas „falsch“ zu machen.
    Spannung: Kreativität vs. Verlässlichkeit von Bewertung und Erfolg
  3. Heterogene Gruppen
    In offenen Aufgaben kommen unterschiedliche Fähigkeiten (sozial, motorisch, sprachlich, planerisch) viel deutlicher zum Vorschein als bei reinen Anleitungssituationen. Das kann Gruppenarbeit erschweren und einzelne Kinder ausbremsen.
    Spannung: Individualisierung vs. Gruppenfluss
  4. Lehrperson wird zur Begleitung statt zur Autorität
    Wer sich auf offene Aufgaben einlässt, gibt auch ein Stück Kontrolle ab. Das bedeutet: Begleitung statt Führung, Fragen stellen statt Antworten geben. Das ist anspruchsvoll und fordert viel pädagogisches Fingerspitzengefühl.

Voraussetzungen, um offenen Unterricht erfolgreich zu gestalten

1. Klare Rahmenbedingungen und Ritualisierung

  • Ein klar strukturierter Zeitplan
  • Verlässliche Abläufe (z. B. „Zuerst Planungsblatt, dann Material holen“)
  • Gemeinsame Start- und Endphasen

2. Didaktisch vorbereitete Lernumgebung

  • Materialien sichtbar, zugänglich und in sinnvollen Grenzen angeboten
  • Aufgabenstellungen visuell unterstützt (z. B. mit Bildern, Videos oder Beispielen)
  • Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Wahlmöglichkeiten

3. Persönliche Begleitung und Coaching

  • Kinder in ihren Interessen ernst nehmen, Rückfragen stellen
  • Hilfe zur Selbsthilfe geben („Wie könntest du das Problem lösen?“ statt: „Mach es so.“)
  • Genügend Zeit zur Reflexion – evtl. auch in Form von kurzen Präsentationen oder Gesprächsrunden

4. Vorwissen und Techniken aufbauen

Ein gewisser technischer oder methodischer „Werkzeugkasten“ muss da sein – also zuerst gewisse Grundtechniken durch Anleitung  erarbeiten, dann erst Freiräume öffnen. So entsteht Sicherheit.

Fazit II

Offener Unterricht ist kein Alles-ist-erlaubt, sondern ein sorgfältig geplanter Möglichkeitsraum.
Damit er funktioniert – besonders mit jüngeren Kindern – braucht es Struktur, Vertrauen, Begleitung und die Bereitschaft, dass auch mal etwas schiefgeht.
Aber wer das wagt, ermöglicht es den Schüler*innen, nicht nur zu „machen“, sondern zu denken, gestalten und Verantwortung zu übernehmen.

—-

Philippe Schranz, April 25

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